[MK]: Erkundungstour bei den Kamikaze-Turtles - Teil 5 (m13B)
Die vorangegangenen Teile: Teil 1: Dracevo, Brvnica, Srbinovo, Gjorche Petrov Teil 2: Brvnica, Padaliste, Sulari, Nikishtane Teil 3: Radusa, Nikishtane, Veles, Lozovo, Stip, Vanco Prke Teil 4: Gjorche Petrov, Volkovo Skopje, Nikishtane
Tag 6 – Mazedonien-Rundfahrt Für den 10. Juli war eine große Rundfahrt durchs Land angedacht. Am Vormittag wollte ich mit interRegio 660 nach Süden schwimmen und von dort den Bogen über Kicevo und Prilep nach Gradsko schlagen um dann am Abend über die Autobahn zurückzukehren. Der Wecker klingelt zur bekannten Zeit um 6:10. Das Wetter war bestens und ich stellte mich mal mit dem Stativ auf den Damm zur Straßenbrücke um ein weiteres Mal meine Hotelstelle zu machen.
661 146 | iR 661 (Kicevo - Skopje) | Brvnica
Nachdem im Restaurant Kaffee und Gebäck verschlungen sind, geht’s auf die Piste. Zajas heißt das Ziel, denn hinter dem Tunnel wollte ich unbedingt noch was machen. In Zajas ist der Blick von der Laderampe ein schönes Motiv. Und zur Planzeit stehe ich auch schön in der Sonne. Nur als der Protagonist dann mit fünf Minuten Verspätung die Bühne betritt, ist überall Sonne, nur nicht auf dem Zug. Denn seit Überquerung des Straza-Passes hat die Bewölkung merklich zugenommen. Aufgrund des Misserfolges in Zajas, spute ich mich, dem Zug hinterher zu kommen. Da er bis Kicevo noch zweimal hält und die Bahn einen großen Bogen schlägt, ist das schaffbar. Bis zum Ortseingang Kicevo findet sich aber auf die Schnelle trotzdem kein Motiv mehr.
Nach dem obligatorischen Bimmelbahn(er)bild in der Zufahrt zum Bahnhof verlasse ich den Ort wieder, denn morgen komme ich vielleicht nochmal hierher.
JZ 99 4025 | Abgestellt mit Denkmalszug Kicevo
Kurz hinter Kicevo nehme ich den Abzweig nach Sopotnica. Dort will ich mal die Strecke anschauen. In Sopotnica selbst ist irgendeine Kirche oder Gebetsstätte ausgeschildert und ich biege mal von der Hauptstraße Richtung Berg ab. Bei den letzten Häusern hört der Asphalt auf und die Frage steht im Raum (oder besser im engen Tal), ob hier überhaupt noch was kommt. Plötzlich verschwindet wieder eines meiner Lieblingstiere mit Panzer kurz vor mir im Gebüsch und 100 Meter weiter sind dann nochmal zwei, denen ich vermutlich gerade ungelegen komme. Um es etwas prüde auszudrücken: Das sah sehr nach Beischlaf aus ;-)
Pech für den Mann, der hier scheinbar nicht zum „Zug“ kam (was man bei Sopotnica auch wörtlich nehmen kann)
Nach dem Foto von den zweien, verkrümele ich mich rasch im Auto. Auf meinem Fahrweg kommt mir nämlich ein ziemlich finster dreinblickender Ochse entgegen. Zwischen dem Auto und meinen zwei gepanzerten Freunden bleibt er auch noch stehen. Erst dreht er den Kopf zu den zweien, dann langsam zu mir um schließlich doch weiter gen Ort zu laufen. Wer den Film „Into the wild“ kennt (übrigens sehr zu empfehlen), kann vielleicht nachvollziehen … An der Kapelle, die dann nach zwei Kilometern Sandpiste doch noch auftaucht, mache ich paar Fotos (Kapelle und Zufahrt jetzt sind auch bei OSM zu finden). Und auch eine Eidechse wollte noch mit auf’s Bild, wie fast alle Exemplare in Mazedonien allerdings ohne Schwanz.
Weitere tierische Begegnung | Bei Sopotnica
Der Bahnhof von Sopotnica ist total zugewachsen. Ein paar Kilometer weiter bei Sladuevo sieht die Strecke aber noch ganz gut aus und ist auch relativ frei. Benutzungsspuren gibt es aber trotzdem natürlich nicht. Über einige Kehren geht’s nun zum nächsten Pass und ziemlich unvermittelt taucht das hübsche Krusevo, die alte Hauptstadt der gleichnamigen Republik, in den Bergen vor mir auf. Und dort wird nun das Mazedonium angeschaut, in dem die wechselvolle Geschichte zwischen Unterdrückung, Kriegen und Befreiung aufgezeigt wird.
Ein Abschnitt des Museums/Denkmals
Das eigentliche, sehr futuristische Museumsgebäude
Im Gebäude des Mazedoniums, darf man sogar 60 Dinar Eintritt zahlen. Dafür bekomme ich in sehr gutem Englisch einiges aus der Geschichte des Landes erzählt. Alles sehr interessant - nur leider vergisst man so schnell … Später geht’s weiter und über einige Kehren und Serpentinen erreiche ich die Ebene von Prilep. Am Bahnhof steht eine gute alter 52er, die sicherlich über die unrühmliche deutsche Vergangenheit dort hingelangt ist.
Nr. 1596 (ex DRG 52er) | Abgestellt in Prilep
Das Empfangsgebäude von Prilep
In Prilep suche ich mir auch eine Kneipe. Das Tonic muss ich nochmal zurückgehen lassen, denn ich bekomme ein Gin Tonic, was bei den Temperaturen sicher nicht so vorteilhaft wäre. Der Mazedonische Burger (Hackfleisch mit Käse gefüllt, dazu Pommes, Zwiebel und vor allem Peperoni) haut ordentlich rein und hat auch Zündstoff. Gut gesättigt kullere ich über den nächsten Pass (immerhin knapp 1000 m hoch) Richtung Gradsko. Ein Abstecher nach Sivac ist noch drin. An die Bahn kommt man dort aber nicht gut ran. In Rosoman finde ich zwar eine schöne Stelle aber schlussendlich kommt kein Zug. Und dann lande ich auf der Brücke bei Gradsko und hoffe, dass vor dem Hellas noch ein Güterzug kommt. Genau das passiert auch, nur in der falschen Richtung und zur Planzeit des Hellas. Die gelbe Leine macht sich aber dennoch ganz gut.
461 119 | Güterzug nach Griechenland | Gradsko
Von der Brücke würde man auch Züge aus Sivac bekommen, denn die Strecke (offiziell Strecke 3a) läuft für zirka zwei Kilometer parallel zur KBS 3. Die Bedienung der 3a sollte planmäßig mit zwei Zugpaaren am Vormittag und zweien am Abend stattfinden. Bald beginnt ein Wolkenkrimi und als ich endlich den Zug erblicke, ist gerade Totalverdunkelung. Da auf der langen Geraden im Moment keinesfalls schneller als 30 km/h gefahren wird, ist noch Zeit und die Lichtsituation bessert sich zu meinem Vorteil.
Ich bleibe noch ein paar Minuten. Der kreuzende iR 631 wird von 412 056 angeführt, kommt aber dann leider auch in der Sonnenfinsternis. So fahre ich dem Hellas auf der Autobahn hinterher, aber schon bei Veles schafft es die Sonne mittlerweile gar nicht mehr durch die Wolken. Und da geht es gleich weiter ins Hotel und auf die Terrasse des Restaurants. Dort checke ich 148713 Mails, das Wetter für morgen (was nicht gut aussieht) und dann wechseln noch zwei Skopsko ihren Besitzer und ergießen sich in meinen Schlund.
wie sehr schöne Bilder und Reisebericht! Waren die Bauarbeiten bei Gradsko eigentlich eine größere Baustelle oder nur eine punktuelle Ausbesserung? Angekündigt waren ja umfangreiche Sanierungen der Haupstrecke nach Griechenland; konntest Du davon etwas beobachten?
die Bauarbeiten bei Gradsko schienen nur punktuell zu sein: Die südliche Einfahrt des Bahnhofs bis zu der Stelle, die man auf dem letzen Bild sieht. Die Züge sind auch übelartig geschlichen auf der ganzen Geraden zwischen Gradsko und Stobi: Vrmtl. irgendwas zw. 30 ... 40 km/h.