Ausblick vom Hotelzimmer auf die Kapelle Sv. Jovan Kaneo (links) am See-Ufer | Ohrid
Für den Samstag war ein besonderer Ausflug angedacht, aber als erstes probierten wir das Frühstück im Hotel aus. Es war ganz angenehm und ausreichend aufgetischt. Wir mussten allerdings drinnen sitzen und durften nicht auf die Terrasse raus, was mazedonisch-sprechende Hotelgäste aber ganz offensichtlich durften. Der Kaffee war aber auch in diesem Hotel, wie bereits gewohnt, nicht zum gut-schmecken zu überreden. Aber das kennen wir ja schon - das haut uns nicht um. Gunar wollte noch kurz in die Stadt zum Sightseeing und ich bin mal mit. In der Stadt mussten wir dann sogar einen Parkschein löhnen, da wir nicht endlos viel Zeit hatten und deshalb das Auto gleich sattelten.
Gunar, Tom und Tweety (von links nach rechts) scheinbar voneinander unbeeindruckt ;-) | Ohrid
Die Altstadt lädt mit vielen kleinen Gässchen ein, die früher oder später alle Richtung Burg führen. Klassische Kraftfahrzeuge und geniale Stromversorgungsanlagen geben sich ein Stelldichein.
Alter Ford und Kabelsalat | Ohrid
Pink Beetle | Ohrid
Alles wird von der Burg überragt. Daneben gibt es auch noch ein Amphitheater, alte Sakralbauten und vor allem die herrliche Lage am See mit vielen Bars, Kneipen und Restaurants.
Blick zur Burg | Ohrid
Blick von der Mole | Ohrid
Grande Finale
Nun hatten wir aber langsam etwas Druck, wollten wir doch spätestens 13 Uhr in Librazhd sein. Den Ausflug nach Albanien hatte ich mir von Anfang an gewünscht und nun war es soweit. Bis zur Grenze nach Kjafasan gings sehr flott voran. Die Kontrollen dort waren etwas langatmig. Außerdem mussten (nicht nur wir) aus den PKWs aussteigen und persönlich am Häuschen vorstellig werden. Bei uns wollte man auch beidseits der Grenze wirklich alle Dokumente von der Autovermietung sehen und nicht nur Zulassung und Grüne Karte, sondern auch jedweden anderen sinnlosen Schriebs. Wir auch immer. Irgendwann war das vorbei und wir schlängelten uns mit viel Verkehr in den Talkessel von Perrenjas hinab. Die Straßen in Albanien waren nicht mehr so gut ausgebaut, wie in Mazedonien, und durch reichlichen Verkehr kam wir außerdem nicht wirklich schnell voran. In Librazhd landeten wir dann vor der Fußgängerzone und so sparten wir uns mal das Standbild im Bahnhof, da wir nur noch ein paar Minuten bis zur Abfahrt hatten. Wir bauten uns an der Bahnhofsausfahrt mit Blick auf die Brücke über den Shkumbin auf. Fast pünktlich erklang ein Typhon im Bahnhof und kurz darauf, war der erste albanische Zug im Kasten.
Diesem Zug, bestehend aus einer tschechischen Lok und ehemals deutschen Personenwagen Bauart Halberstadt, wollten wir nun talwärts folgen und einige Fotos davon machen. Vielen Stellen hatte ich mir dabei vorher schon ausgeguckt. Im landschaftlich reizvollsten Abschnitt zwischen Librazhd und Mirake hat man allerdings leider zu wenig Überholchancen und kann deshalb nicht jedes Motiv umsetzen.
Der Shkumbin hat einen recht breiten und ausgespüllten Lauf, führt im Juli aber nur verhältnismäßig wenig Wasser. Im Frühjahr sieht das bestimmt bedeutend anders aus. Bei Labinot Fushe gings mal auf die Schattenseite um auch den ganzen Talkessel mit aufs Bild zu bekommen
Da der nächste Abschnitt nicht besonders motivreich ist, fuhren wir gleich in das Gewühle von Elbasan. Dort hatten wir uns dann an einem Bahnübergang postiert, welcher durch Mitarbeiter gesichert wurde, die manuell die Schrankenbäume senkten und wieder hoben.
Bis Paper waren wir wieder deutlich voraus und hätten wohl noch mindestens eine Stelle zusätzlich mitnehmen können. Paper wurde dann doppelt umgesetzt, einmal fern und dann noch nah. Am Bahnhof selbst gab es motivlich nichts bewegendes.
Dann gabs die bekannte Brücke allerdings leider ohne Esel. Da es im nächsten Bahnhof einen längeren Aufenthalt gibt, kamen wir wieder leicht vorbei und suchten uns eine Stelle in der Pampa, die aber so typisch ist für das Land.
Bis Peqin waren wir wieder vorn. Am Bahnhof warteten bereits neun Passagiere auf Beförderung, außerdem war ein freundlicher Fahrdienstleiter da, der mir auch die Zugnummer verriet. Danach wollten wir diesen Zug nicht mehr weiter verfolgen, sondern noch ein Bildchen vom Fier-Zug haben.
Der Zug nach Fier hatte ein paar Minuten Verspätung und so hatten wir noch etwas Zeit ein passable Stelle zu finden. Wir hatten es auf die Brücke über den Shkumbin abgesehn, nur versperrte uns dort ein Schotterwerk den Zugang. Wir fanden dann noch ein Plätzchen auf der anderen Flussseite und bald darauf kam auch der Zug angeschlichen.
Leider hingen die erhofften italienischen Wagen nicht dran, die doch fast ausschließlich nach Fier fahren sollten. Und so überzeugte ich Gunar noch auf einen Abstecher nach Lekaj. Und so standen wir dann wenig später auch dort am Bahnhof und warteten bei knapp über 40°C auf den Zug. Auch dieser kam mit leichter Verspätung und hatte dann endlich auch die gewünschten Italiener am Haken, er führte sogar drei davon – welch ungeheure Zuglänge in diesem Land.
T669 1053 | ([Kashar -] Durres - Elbasan) | Lekaj
Nun sattelten wir unser Fahrzeug um wieder nach Ohrid zu kommen. Oberhalb vom Ohrid-See mit Blick auf Lin machten wir nochmal kurz Rast und genossen die Aussicht.
Blick auf den südlichen Ohrid-See (ganz rechts ist Pogradec) | Lin
Ein hübsches Dörfchen am Ohrid-See: Lin
Und damit war das große und lang ersehnte Final eigentlich beendet. Wir mussten dann den Weg durch Pogradec noch etwas suchen, waren aber irgendwann nach Wahl der richtigen Straße auch dort durchs Zentrum gedrungen. In Tushemisht an der Grenze waren wir ebenfalls fix durch. Auf mazedonischer Seite in Sv. Naum, war allerdings schon eine längere Schlange und die Grenzer ließen sich auch sichtlich Zeit bei der Abfertigung. Bei jedem wurde in den Kofferraum geguckt, so auch bei uns. Gunar erklärte alles ruhig und wahrheitsgemäß. Nach einer knappen Stunde (inkl. Warten) waren wir dann mit dem ganzen Grenz-Prozedere fertig und durften weiter. Die paar Kilometer zurück nach Ohrid zogen sich aber auch nochmal. Selbst wo die Straße dann wieder zwei Spuren pro Richtung hat, war einfach nur mega Verkehr. Überall waren Menschen, die es nun scheinbar bei dem angenehmen Wetter auf die Straßen zog. Auch unser Weg vom Hotel in die Altstadt zum Essen, fühlte sicher eher an wie bei einem Konzert kurz vor der Bühne. Auch mit einem Platz zum Essen mussten wir eine ganze Weile Ausschau halten, wurden dann aber doch fündig. Wir beschlossen unseren letzten Tag ausgiebig und gut gefüllt- Später gings dann für die letzte Nacht in Mazedonien wieder ins Hotel.
Fehlt nur noch eine klitzekleine Bildzugabe von der Abreise … aber (fast) ganz ohne Eisenbahn. Vielen Dank für alle, welche die hitzige Reise mit uns beiden noch einmal unternommen haben! Und vielleicht zieht es nun einen von euch vor Gunar oder mir wieder in diese wunderschönen Ländereien. Hoffe, Interesse geweckt zu haben.
Für unseren Abreisetag hatten wir nicht mehr viel geplant. Gunar wollte nach Mavrovo und ich wollte einen Blick auf Tajmishte werfen. Beides war problemlos möglich, da es ohnehin auf der Route lag. Das Hotel war nach dem Frühstück schnell verlassen und wir fuhren über die Landstraße Richtung Kicevo. Erster Halt war dann tatsächlich Tajmishte. Dort wurde etwas geschnuppert. Das Empfangsgebäude ist bewohnt und in den letzten Wochen schien tatsächlich ein Schienenfahrzeug hier gewesen zu sein, wenn tatsächlich, dann aber wahrscheinlich nur ein Skl oder ähnliches.
Welcome to Tajmishte - das EG
Die Gleisanlagen - der abzweigende Strang schien vor kurzem befahren worden zu sein | Tajmishte
Dann fuhren wir den Pass hoch und Bogen in den Mavrovo-Nationalpark ab. Nach ein paar weiteren Serpentinen waren wir auch bald am Mavrovo-See. Das ist eine relativ große Talsperre in Mitten der Berge und beliebtes Ausflugsziel.
Mavrovo-See | Leunovo
Danach gings weiter Richtung Gostivar und von dort über die Autobahn nach Skopje zum Flughafen. Den ursprünglichen Plan noch einmal in Ilinden vorstellig zu werden, schlugen wir dann aus. Wir rechneten uns ca. 30 Minuten Wartezeit aus, die wir ungefähr noch hätten, aber waren uns auch klar, dass es purer Zufall wäre, wenn in dieser Zeit ein Güterzug aus der richtigen Richtung käme. Personenzüge standen ohnehin keine an. Und so sollte dieser Tag doch tatsächlich ohne richtiges Bahnfoto abgehen, aber wir haben es beide überlebt.
Der Flug nach Hause verging flott und ohne Komplikationen und pünktlich setzten wir in Nürnberg auf. Dann per U-Bahn zum Hauptbahnhof, bei Yorma’s einen Kaffee und Wasser gezogen und dann war auch schon Abschied von Gunar angesagt, denn mein RE nach Hof stand schon da. War wieder einmal eine schöne, gemeinsame Bahntour mit vielen tollen Fotos. Der Kaffee schmeckte wie richtiger Kaffee und die Zeit nach Hof verging auch fast wie im Flug. Und wieder passierte es: Stammbach wurde ohne Halt passiert. Vielleicht muss das Unheil dann noch wo anderes kommen, wenn man Stammbach einmal nicht mit außerplanmäßiger Zeitverschwendung versorgt hat? Tatsache: Im heimischen Sachsen gab es tagsüber wohl Unwetter und die Oberleitung war nicht durchgängig verfügbar. Also hieß in Hof umsteigen auf einen Solo-612 (!) und ich genoss die Heimfahrt stehend im gut gewärmten Eingangsbereich.
Und das war’s nun auch endgültig von diesem kleinen Südosteuropa-Ausflug. Hoffe, ausreichend Spannung und Interesse geweckt zu habe. Tobias