Am 16. Juli gings wieder zeitig raus, hatten wir doch eine Aussichtsstelle abzuhaken, bei der es in der morgendlichen Rushour das beste Licht und die verschiedensten Variationen gab. Dafür fuhren wir einmal wieder am Mladost-See vorbei um ins Motiv (eigentlich gar nicht so weit weg vom Hotel) zu gelangen. Für mazedonische Verhältnisse war es im Juli noch relativ kühl, wahrscheinlich aber trotzdem schon über 20 Grad Lufttemperatur.
Blick von der Sperre des Mladost-Sees Richtung Vardar-Tal - der Fluß liegt quer vor dem letzten großen Bergrücken
Kaum im Motiv angekommen, war schon Alarm. Er rumpelte kräftig im Tal bei Rajko Zinzifov. Es kam allerdings nicht der erwartete Hellas, sondern ein Flachwagenzug Richtung Süden.
442 003 | (Kelebia - Dialogi) | Basino Selo
Der saubere InterRegioExpress macht sich aber an der Stelle eigentlich besser.
712 103 | iRX 540 (Bitola - Skopje) | Basino Selo
Der Regio nach Süden kam außergewöhnlich lang mit drei Klassen daher. Der Hellas folgte ihm 15 Minuten später.
441 044 | iR 611 (Tabanovci - Gevgelija) | Basino Selo
441 107 | D 335 (Beograd - Thessaloniki) | Basino Selo
Wir nahmen auch noch die Züge nach Bitola und von Kocani mit, wobei Ersterer nur zwei Klassen hatte, die aber sauber waren, und Zweiter einen Schmierwagen bekommen hatte. Damit war die Stelle abgehakt und wir kehrten zum Frühstück im Hotel ein. Danach sollte es am Vormittag nochmal nach Rajko Zinzifov gehen. Wir verkalkulierten uns aber etwas mit der Anreise und mussten dann von der Hängebrücke bis zum Bahnhof rennen. Gunar nahm die Bahntrasse, ich zog den etwas längeren, aber dafür ebenen Pfad vor, musste dafür aber mehrmals bremsen, da Mini-Schildkröten auf dem Weg lagen. Am Bahnhof tat sich erst einmal nichts. Dafür war die Tür zum Fahrdienstleiter-Kämmerchen geöffnet. Also gab ich Gunar mal meine Kamera und nahm Kontakt auf. Ergebnis für den Perso: +20. Bei der Nummer vom Güterzug am Morgen konnte er nicht helfen, da er nur die Nummer einer Plantrasse notierte. Wie wir jetzt wissen, war es aber ein vollkommen anderer Zug. Irgendwann kam der Regio und es tauchte recht knapp sogar ein Reisewilliger auf, der augenscheinlich auch wusste, dass der Zug verspätet ist. Die Zuglok kam im Beton-Livree.
Wir liefen zum Auto zurück, allerdings nicht ohne unsere erst- und letztbestiegene hängende Brücke noch einmal im Bild festzuhalten.
Hängebrücke bei Rajko Zinzifov (in groß)
Nun wollten wir die Strecke Richtung Bitola, genauer gesagt das Teilstück zwischen Topolka und Bogomila erkunden. Am Bahnhof Topolka bimmelte der Bahnübergang. Nachdem sich hier einige Minuten nichts tat, machten wir es den anderen Verkehrsteilnehmern nach … Am nächsten BÜ war eine Gleisbaurotte mit einem lustigen Gefährt Marke Eigenbau am Werkeln, die scheinbar aber bald aufbrechen wollten. Es sah so aus als hatten sie dort in den letzten Stunden einen Not-Übergang geschaffen. Dann gings weiter ins Tal rein. Zwischendrin noch über die Hügel bei Caska. Bei Stari Grad wird das Tal dann schon wieder enger und die Hänge steiler. Am Haltepunkt Martolci war motivlich nichts zu holen. Dieser Verkehrshalt besteht nur aus einem Betonbahnsteig und ein Landschaftsblick wird von hohen Bäumen verhindert. Also weiter. Teovo ist zwar hübsch gelegen, aber es bräuchte einen Vormittagszug für den Außenbogen.
Haltepunkt Teovo
Die Ausstattung von Teovo besteht erst seit 2012 auch aus einem Schutzhäuschen. Generell scheint man aber hier auf die Bahn angewiesen zu sein und diese auch zu nutzen. Die Bahn ist hier auch das schnellste Transportmittel um wieder richtige Zivilisation zu erreichen. Später bei Sogle mussten wir uns aber langsam für eine Stelle entscheiden, da der Zug, der aus Bitola zurückkam, nun langsam drückte. Nachdem ich etwas Grünpflege betrieben hatte und nun ein paar Dornen und Kratzer in den Händen hatte und Gunar sein Equipment aus dem Auto nachgeholt hatte, war die Stelle auch ganz gut. Immerhin wussten wir ja auch vom Morgen, dass der Zug an unserer Seite nicht beschmiert ist. Gunar schoss von unten und ich enterte einen Apfelbaum, der auch zu einem gefühlten Viertel dran glauben musste. Der Zug ging eigentlich ganz gut ab, wenngleich wir auch vor dem kleinen Schatten am Bergrücken etwas Angst hatten.
661 146 | iR 642 (Bitola - Skopje) | Sogle
Gebirgsblick | Sogle
Ein Landschaftsblick bei Sogle mit Heuschobern ging auch noch ab und dann wollten wir zum Essen unter den schattigen großen Ahorn von Teovo zurück. Dort brachen wir dann erst ab, als ein altes Mütterchen nicht aufhören wollte zu reden. Aber wir hatten da ohnehin schon genug gegessen.
Dorfansicht | Teovo
Blick vom Dorfplatz auf die Hauptstraße Richtung Ende der Welt | Teovo
(Vrmtl. das) Rathaus | Teovo
Kapelle | Sogle
Dann sollte es wirklich ans (scheinbare) Ende der Welt gehen, denn hinter Bogomila kommt man fast nur noch mit Geländefahrzeugen weiter … oder eben mit der Bahn durch den Berg nach Prilep. Zwischendrin hielten wir noch an einer beschaulichen Friedhofskapelle im Bereich Sogle. In Bogomila angekommen, winkte der Fahrdienstleiter nur ab und gab uns freie Hand. Wir liefen zur östlichen Einfahrt vor. Ich drehte noch eine mazedonische Sh2-Scheibe zu Recht und es passierte in der folgenden Zeit … nichts. Sehr lange nichts. Einfach gar nichts. Und nun standen wir an einem wunderschönen Motiv am Ende der Welt und warteten, ja warteten auch 70 Minuten nach Planzeit immer noch, auf iR 643. Zwischen drin dachten wir immer einmal wieder ein Typhon zu hören. Irgendwann kam einer auf dem Gleis gelaufen, der uns irgendwas ins Ohr säuselte. Es kamen aber auch bald die Worte „train“ und „kapuuut“ oder so etwas. Aha, genau das hatte uns noch gefehlt. Kurz darauf war aber ein deutliches Typhonieren zu vernehmen und auch ein zunehmend lauter werdendes Motorengeräusch. 712 101 erlitt auf der Fahrt von Skopje scheinbar einen Schaden, so dass nur noch ein Motorwagen in Betrieb war und kam nun endlich langsam in den Bahnhof gekrochen. Ein Motor war scheinbar zu wenig für die mehr als gut gefüllte Einheit. Die zahlreichen Passagiere, die sicher zumeist schon längst auf dem weltbekannten Pivo-Fest sein wollten, mussten anschließend noch eine 17-minütige Kühlpause im Bahnhof abwarten. Das war unser Vorteil. Einerseits war nun alles bestens im Licht (zur Planzeit nahezu achsig) und außerdem konnten wir durch den Aufenthalt auch noch Bilder am Bahnsteig und bei der Ausfahrt machen.
Für den nachfolgenden und vor allem sauberen iRX mussten wir uns nun auch schnell etwas einfallen lassen. Weit konnten wir nicht. Motive waren aber auf die Schnelle auch keine zu finden. In Sogle parkten wir im Dorfkern und liefen am Bahndamm entlang. Das war aber alles nichts und so landeten wir fast wieder beim masakrierten Apfelbaum, der sogar mit im Bild ist. Ein unschöner Dornenbuch auf Höhe des Mittelwagens ließ sich aufgrund der namensgebenden Eigenschaft (viele Dornen) leider nicht entfernen. Damit es aber nicht langweilig wird, wurden auf unserer Wiese noch Kühe aufgetrieben und der Hirte kam zum Quatschen vorbei. Er entfernte sich mit seinen FlipFlops schnell wieder aus dem Gleis als der Triebwagen im Anmarsch war und um die Kurve quietschte.
712 104 | iRX 541 (Skopje - Bitola) | Sogle
Dorfblick | Sogle
Zum Abschluss gönnten wir uns noch eine Fotosession mit Blick auf Sogle. Ich schaute mir noch den ehemaligen Haltepunkt von Ljutica Stojan, der vor Jahren vom ortsnahen Haltepunkt Teovo abgelöst wurde.
Aufgelassener Haltepunkt Ljutica Stojan
Danach fuhren wir ein letztes Mal in unser Hotel nach Veles um am nächsten Tag noch einen Ausflug Richtung Ende der Welt zu machen.